Wisst ihr wie das ist, wenn die Alten einen abgeschoben haben? Wenn man zu schwierig, oder anstrengend, oder laut, oder fordernd ist? Tja, ich weiß es sehr genau und dabei bin ich rückblickend durchaus der Meinung, sehr pflegeleicht zu sein. Glaubt ihr nicht?! Ich erzähl euch mal meine Geschichte. Keine Sorge, ich will euch nicht langweilen…

Geboren bin ich 2004 in Cincinnati, Ohio. Meine Alten sind zwei richtig reiche Säcke und wollten mich irgendwie gar nicht. Also, doch, aber keine so komplizierte Version von mir. Entgegen ihren Erwartungen hab ich als Baby scheinbar oft geheult – ich war ein richtiges Schreibaby, wie man so schön sagt. Grund genug, sofort eine Nanny zu engagieren, weil mein ehemaliger Brutkasten es lieber machte, wie eine Schildkröte und ihre Brut sich selbst überließ. Zwei Jahre nach mir folgte mein kleiner Bruder, den natürlich dasselbe Schicksal erwartete, wie mich.
Weil so eine Nanny ja die volle Autorität ausstrahlt – meine tat dies zumindest nicht – wurde ich mit steigendem Alter eher schwieriger, als einfacher und so hielten es alle für das Beste, dass ich ab der zweiten Klasse in ein Internat gehen würde. Schön weit weg, sodass ich am Wochenende gar nicht erst auf die Idee kam, nach Cinci zurückzukehren. Die Gilmour Academy in Gates Mills, Ohio wurde ab sofort mein neues Zuhause.

So, jetzt frag ihr euch bestimmt, warum ich einen spanischen Nachnamen habe. Jaaa, witzige Geschichte, die ich euch gerne ein anderes Mal ausführlich erzähle, aber… die Kurzversion ist, dass mein Alter ursprünglich aus Spanien stammt. Krass, hm? Jedenfalls lässt sich so ein Nachname nicht so leicht abschütteln und deswegen…

Kurzer Einwurf am Rande, weiter geht’s mit meiner Geschichte. Ich bin also seit der zweiten Klasse auf diesem Internat. Total katholisch und so, trotzdem glaube ich nicht an Gott. Unter uns gesagt bin ich ein Heuchler. Zu Beginn meines Aufenthalts habe ich trotzdem jeden Tag gebetet, dass jemand mich aus dieser Internats-Hölle befreit.
Mittlerweile habe ich mich gut eingelebt, so gut es halt geht und auf Grund meiner guten Führung darf ich abends und an den Wochenenden sogar ohne Begleitung nach draußen. Okay, nein, darf ich nicht. Ich schleiche mich raus, aber das ist doch irgendwie dasselbe, oder nicht?

Wir kennen uns, seit wir gemeinsam im Internat waren, teilten uns auch ein Zimmer (wie lange lässt sich absprechen) und sind die besten Freunde. Möglich, dass wir uns erst nicht leiden konnten - so fangen doch die besten Freundschaften an, oder nicht? Jetzt ist das aber anders. Das Einzige, was uns trennen kann, ist die Tatsache, dass du an Wochenenden und in den Ferien durchaus mal zu deiner Familie fahren kannst, weil die - im Gegensatz zu meiner - nicht irgendwie inexistent ist.
Weitere Details in Absprache.